Am Krähberger Weg in Beerfelden soll ein Ärztehaus mit fünf Praxen entstehen.
Dazu muss die Stadt einen vorhabenenbezogenen Bebauungsplan aufstellen, dessen
Kosten der Bauherr trägt. Diesem Vorhaben stimmte der Haupt- und
Finanzausschuss der Stadtverordnetenversammlung am Dienstagabend nach
ausgiebiger Diskussion einhellig zu.
Stadtbaumeister Peter Bauer hatte zuvor
erläutert, dass es sich bei dem Grundstück laut geltendem Flächennutzungsplan
um eine freizuhaltende Grünfläche handelt. Aber auch der Magistrat befürworte
eine entsprechende Abweichung, weil er das Vorhaben für öffentlich relevant
halte.
Das Gremium ließ dazu den Antragsteller Werner Janowicz zu Wort kommen. Der
betonte: »Das Ziel ist es, Ärzte nach Beerfelden zu bekommen.« Hintergrund sei
eine Landflucht: Denn immer mehr Mediziner ließen sich in der Großstadt
nieder. Dem setze er ein attraktives Konzept mit einem modernen, hoch
technisierten Gebäude entgegen, einem Plus-Energie-Haus. Unter anderem soll es
mit Erdwärme beheizt werden, die aus einer Fläche unter dem künftigen
Parkplatz für 40 Fahrzeuge gewonnen werden soll.
Hinzu kommen finanzielle Anreize. So gibt es nach Angaben von Janowicz
Zuschüsse für Mediziner, wenn sie zusammengehen und aufs Land ziehen. Und eine
gemeinsame Abrechnungsstelle verspreche Synergieeffekte. Mit der Industrie
steht der Bauherr in Verhandlungen für den günstigeren Einkauf der
Einrichtungen. Er denkt daran, für das Haus einen praktischen Arzt, einen
Frauenarzt, einen Internisten, einen Zahnarzt und eventuell auch einen
Hautarzt zu gewinnen.
Vorgesehen ist ein zweistöckiger Bau mit Flachdach. Diese Konstruktion hat
laut Peter Bauer den Vorteil für die Anwohner, dass deren Grundstücke nicht
verschattet werden. Außerdem füge sich ein flaches Gebäude besser in das
Gelände ein. Die Außenabmessungen des geplanten Bauwerks benannte
Bürgermeister Gottfried Görig mit 18 mal 35 oder 36 Meter. Wie Werner Janowicz
auf ECHO-Anfrage ergänzte, sind zwei Glaskuben zur Beleuchtung mit Tageslicht
vorgesehen. Die Vorderfront wird zu zwei Drittel verglast, von der Lobby
bietet sich ein Blick auf die Altstadt, von der anderen Seite auf den Skihang.
Im Ausschuss wurden auch kritische Fragen gestellt. Heinrich Braner (ÜWG)
erinnerte: »Es war ja in Beerfelden schon einmal ein Ärztehaus geplant, aus
dem dann nichts geworden ist.« Seine Fragen nach einer Analyse des Marktes und
der vertraglichen Absicherung mit interessierten Mietern vor Baubeginn hat
Janowicz positiv beschieden. Hintergrund: Bei dem gescheiterten Projekt hatte
ein Investor gebaut, die Mietverträge kamen aber dann nicht zustande.
Derartiges soll diesmal auch mit dem vorhabenbezogenen Bebauungsplan
ausgeschlossen werden. Ohne Zustimmung der Stadt wäre eine Umwidmung nicht
möglich, betonte der Bürgermeister.
Die Frage von Erwin Körber (SPD) vorwegnehmend, für den statt eines Neubaus
»das ehemalige Kaufhaus Knoll in Betracht gekommen« wäre, sagte Gottfried
Görig: »Mir wäre lieber gewesen, in der Innenstadt ein Gebäude umzunutzen, das
leer steht.« Janowicz: »Das scheitert schon an der Parkplatzfrage.« Und für
ein Plus-Energie-Haus wäre ein Altbau auch architektonisch ungeeignet.